Aufgaben und Philosophie

Aufgaben und Philosophie

Nachhaltigkeit und Biodiversität im Obstbau Erzeugerorganisation Dresdener Obst e.G.

Seit der Einführung der kontrolliert integrierten Produktion (KIP) in den 80iger Jahren wird bereits auf eine nachhaltigere Produktion geachtet. Schon damals war das Ziel, mit Hilfe von Bestandskontrollen und Schadschwellenermittlungen die Pflanzenschutzmaßnahmen zu optimieren und die Nützlinge weitestgehend zu schonen. Einen neuen Schub hinsichtlich nachhaltiger Wirtschaftsweise gab es dann ab dem Jahr 2011 mit dem Ziel der Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen in unseren Obstanlagen. Gemeinsam mit der Firma Bayer CropScience Deutschland GmbH wurden zunächst in einem Obstbaubetrieb Möglichkeiten einer weiteren Optimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmittel geprüft. Dies beinhaltete sowohl den Verzicht auf besonders nützlingsschädigende Wirkstoffe aber auch die Verbesserung des Anwenderschutzes und der Applikationstechnik. Parallel dazu ging es darum, die Biodiversität in der Obstanlage zu erhöhen und die Auswirkungen des Pflanzenschutzes auf die Insektenwelt zu dokumentieren. Dafür wurde ein Projekt mit dem Titel „Förderung der Biodiversität mittels Blühstreifen im Apfelanbau“ gestartet. Dr. Jürgen Esser (Diplom-Biologe) hat dazu in 4 Jahren (2012-2016) untersucht, wie sich die Fauna in einem mehrjährigen neu angelegten Blühstreifen am Rand und in der Mitte einer Obstanlage entwickelt. 2017 wurde von ihm der Abschlussbericht vorgelegt, der im Internet auf der Seite https://freilandoekologie-esser.de einzusehen ist. Uns haben die Ergebnisse sehr positiv überrascht, da doch der Einfluss der Pflanzenschutzbehandlungen nicht so groß war, wie erwartet.
Ab dem Jahr 2012 wurden wir vom Einzelhandelsunternehmen REWE aufgefordert, in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Maßnahmen hinsichtlich der „Verbesserung der Biodiversität in der Obstproduktion“ umzusetzen. Seitdem wird jedes Jahr ein Maßnahmenkatalog erstellt und die Umsetzung durch den NABU kontrolliert und dokumentiert (siehe kleine Veröffentlichung im Internet auf der Seite vom NABU Sachsen: sachsen.nabu.de/naturundlandschaft/proplanet/index.html). Unser Fokus lag vor allem auf dem Anlegen von Blühflächen, Hecken und Nisthilfen, da mit diesen Maßnahmen ein großer Teil der Insekten entsprechende Nahrungsangebote nutzen können. Insekten stehen oft am Anfang der Nahrungskette für nachfolgende Tiere wie Vögel u. a.

Biodiversitätsmaßnahmen der EO Dresdener Obst e.G. im Zeitraum 2012-2020

MaßnahmenSumme EO
Vogelnistkästen420 Stück
Baumläuferkästen 15 Stück
Falkenkästen 15 Stück
Waldkauzkästen 7 Stück
Steinkauzkästen 3 Stück
Eulenkästen 1 Stück
Schleiereulenkästen5 Stück
Fledermauskästen 11 Stück
Wildbienenkästen311 Stück
Insektenhotels 99 Stück
Mini-Insektenhotels110 Stück
Florfliegenkästen46 Stück
Blühstreifen Flächen39.790m2
Blühende Fahrgassenja
Böschungen, Feldraine2.500m2
Heckensträucher1.059 Stück
Bäume 208 Stück
Steinhaufen15 Stück
Totholzhaufen16 Stück
Sandkästen4 Stück
Kiesschüttungen1 Stück
Erdhaufen4 Stück
Sitzstangen54 Stück

 

Einige fotografische Eindrücke zu den Maßnahmen werden am Ende dieser kurzen Zusammenfassung gezeigt.

Ab dem Jahr 2014 wurde ein Bundesprojekt 2014-2020 unter Beteiligung von veos-Betrieben gestartet. Zur Förderung von Maßnahmen im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) beteiligen sich Mitgliedsbetriebe des Landesverbandes „Sächsisches Obst“ e.V. an der praktischen Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen. Ein Teil dieser Betriebe sind Mitglieder unserer Erzeugerorganisation. Der Arbeitstitel lautet:

"Potenziale und Praxisprogramm zur Erhöhung der ökologischen Vielfalt in Erwerbsobstanlagen und Streuobstwiesen"

Kurztitel: "Ökologische Vielfalt in Obstanlagen"

Da das Projekt noch nicht abgeschlossen wurde, liegt bisher kein Abschlussbericht vor.

Im Anschluss des ersten erfolgreichen Projektes mit der Firma Bayer CropScience und Dr. Esser haben wir beschlossen, ein weiteres Thema zur Verbesserung der Biodiversität gemeinsam zu bearbeiten. Das 3-jährige Projekt hat den Titel „Förderung von Wildbienen und aculeaten Wespen im Obstbau mittels Nisthilfen“. Dazu wurden im Jahr 2017 Nisthilfen in Form von „Sandkästen“ und „Erdhaufen“ angelegt und in 3 Jahren die Besiedelung dieser Nisthilfen untersucht. Hierzu liegt nun der Abschlussbericht von Dr. Esser vor. Dieser steht zur Einsicht ebenfalls auf folgender Internetseite: freilandoekologie-esser.de/projekte/ zum Nachlesen zur Verfügung. Auch dieses Projekt hat wieder auf Fakten basierte Ergebnisse zur Verbesserung der Biodiversität im Obstbau gebracht, welche zukünftig im Obstanbau unserer Betriebe Berücksichtigung finden.

"Sandkasten"und "Erdhaufen"als Nisthilfen für Wildbienen- und Wespenarten

Im Jahr 2020 wurde nun ein neues 2-jähriges Projekt mit Dr. Esser unter dem Thema „Förderung von Insekten mittels Biodiversitätsmaßnahmen im Obstbau“ gestartet. Dieses hat die Integration aller Daten in einer Übersicht „Insekten im Obstbau – Bestäuber, Nützlinge, Biodiversität, Fördermaßnahmen“ zum Ziel (Zeitraum 2012-2021). Dazu werden weitere Ergebnisse durch Einsatz von Malaise-Fallen im Zeitraum von April bis September, jeweils 14 Tage pro Monat, generiert. 3 Standorte wurden gewählt:

1. Falle: mitten in einer integriert bewirtschafteten Obstanlage

2. Falle: am Rand einer Obstanlage mit Blühstreifen

3. Falle: in einer blühenden Erntegasse innerhalb einer Obstanlage

Geklärt werden soll, welchen Einfluss die Bewirtschaftung auf die Menge und die Arten von Fluginsekten hat.

Malaise-Falle im mehrjährigen Blühstreifen innerhalb einer Obstanlage
2022 wird der Abschlussbericht von Dr. Esser veröffentlicht.

 

 

Im Rahmen des „ProPlanet“ Projektes mit REWE wurden 2 Obstbaubetriebe in 2 aufeinander folgenden Jahren auf Energie und Treibhausgase analysiert. Dieses Projekt wurde unter Federführung von Dr. Nyfeler-Brunner und der Bodensee-Stiftung wissenschaftlich betreut.

Das Ergebnis zeigt, dass die Obstproduktion mit ihren Dauerkulturen mehr CO2 bindet als erzeugt wird (positive CO2 -Bilanz).

Blühflächen am Rand von Obstanlagen

Blühflächen als Bienenweide für viele Nektar und Pollen sammelnde Insekten einschließlich Hummeln

Vielfältige Blühstreifen innerhalb von Obstanlagen

Steinhaufen

Totholzhaufen

Beispiele für Nisthilfen jeglicher Art

Sandflächen für bodennistende Insekten einschließlich Nisthilfen (Insektenhotels, Totholzhaufen)

Gestaltung Firmengelände mit Heckensträucher und Bäumen

Heckenpflanzung am Rand einer Sauerkirschanlage

Anlegen einer kleinen Streuobstwiese 2013

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto aus einer unserer Obstanlagen: In dieser Art und Weise wurden und werden auch in Zukunft einige Flächen gestaltet. Diese Biodiversitätsmaßnahmen wurden im Rahmen der kontrolliert integrierten Produktion (KIP) umgesetzt. Primäres Ziel des Obstbaus bleibt natürlich die Produktion von hochwertigen Früchten und dies so nachhaltig wie möglich. All die in den letzten Jahren gesammelten Erkenntnisse zur Verbesserung der Biodiversität haben uns gezeigt, dass Blühflächen und Nisthilfen sehr stark dazu beitragen, die Insektenpopulation trotz des intensiven Pflanzenschutzes im Obstbau zu stärken.